Zirkus

Ich lehne mich als privater Tierschützer hiermit weit aus dem Fenster, weil ich eine Zirkusdynastie erwähne, die seit ungefähr 1815 ihren Lebensunterhalt mit schwerer Arbeit verdient.

Ich persönlich möchte nicht tauschen und die Arbeit eines Clowns zum Beispiel, akzeptiere ich ebenso wie die eines Lehrers, eines Tischlers oder die eines Arztes. Die Arbeitsumstände wären mir persönlich  zu anstrengend, ebenso wie die der Schausteller einer Kirmes. Wie gesagt, ich möchte nicht tauschen und wenn sich jemand aufgrund Familienbande, Weiterführung einer Tradition  oder Talent dazu berufen fühlt, dann kann ich ihn nur beglückwünschen, zur Erfüllung seiner Träume. Wenn er seine Aufgabe korrekt erfüllt, bringt er Kindern und deren Eltern/Begleitern  ein paar Minuten Spaß, Motivation zum Lachen, Abwechslung und Ablenkung vom vielleicht stupiden Alltag. Eine erfüllende Aufgabe, wie ich finde, denn wie unendlich viele Menschen quälen sich morgens zur Arbeit und kehren abends stupide und ausgelaugt zurück. Sie müssen ebenso arbeiten, weil sie sich ebenfalls weder eine Wohnung noch alles andere, was zum Leben dazu gehört, leisten könnten. Aber ihre Arbeit an sich, die ist weit entfernt von Spaß, Sinn und Erfüllung. Ein Lob hat Seltenheitswert und von Applaus träumt jeder Mensch.

Cirkus Renz ist aufgrund seiner langen Geschichte wahrscheinlich jedem bekannt. Es dürfte kaum eine größere Stadt mit entsprechendem Platzangebot geben, in der dieser Zirkus nicht in all den Jahren seine Zelte aufschlug.

Nun, seit ein paar Tagen gastiert er in einer Stadt, wo ich mehrmals täglich am derzeitigen Standort vorbei fahren muss. Was ich sehe, neben Wohnwagen und aufgebauter Zelte, sind längliche Käfige auf Hochgestellen, in denen geschätzte zwei Tiger ihren Tag verbringen. Sie wirken interessiert, stehen sie doch nah an der Straße und haben Möglichkeit ihr Umfeld zu beobachten. Manchmal liegen sie und scheinen entspannt. Soweit ich der offiziellen Homepage des Cirkus Renz entnehmen kann, haben diese Tiger keine Namen und auch die genaue Anzahl ist dort nicht zu entnehmen. Vertrauen und Disziplin ist das Motto und: „Spielt der Chef mit ihnen oder sie mit ihm?“

Elefantendame Maya kann man ebenfalls tagsüber beobachten. Sie ist lediglich an einer Kette angebunden und scheint sich des Lebens zu erfreuen. Fakt ist, dass die indische Elefantendame in ihrem Heimatland ebenfalls schwer arbeiten müsste. Ein paar Meter weiter das Rondell der Kamele, Dromedare und das eines schwarzweißen Pferdes, ein so genannter Pinto. Edle, holländische Friesen – und Araberhengste aus dem eigenen, großen Marsstall konnte ich bisher draußen nicht sehen, aber darum geht es hier nicht, denn das ergäbe ein unendliches Thema, wo man gegen jede Reitschule, gegen jedes Springturnier, gegen jedes Polospiel und so weiter angehen müsste – und auch diese Antiseiten gibt es längst.

Ich kann mich an einige Petitionen erinnern, die spezifisch an die derzeitige Bundesministerin Ilse Aigner gerichtet waren, in denen es darum ging, dass Wildtiere, die wider ihrer Natur per Peitsche und geheim gehaltener Maßnahmen zu  unglaublichen Verrenkungen gezwungen werden,  nichts in einem Zirkus verloren haben. Und nicht die Verrenkungen sind maßgebend, sondern das Zwingen zu solchen  Maßnahmen. Bisher kam es zu keinem Ergebnis –  vielleicht weil sich niemand auf dieses heikle Thema einlassen will? Grundsätzlich mag ich keine Verbote, ich kann nur an den Verstand, an  das Gefühl appelieren. Es ist immer wieder schlimm mit anzusehen, wie ein Tier, wie der sprichwörtliche Tiger,  in seinem  Käfig  hin und her tigert.

Wir leben mittlerweile im einundzwanzigsten Jahrhundert. 1815 ist lange her, vieles hat sich verschlechtert, vieles jedoch verbessert, weil die Menschheit ihren Wissensstand weiterentwickelte. Auch den Wissensstand was ihre Mitgeschöpfe  anbelangt. Immer wieder aufs Neue wird sich weiterentwickelt, entdeckt und Gefühle analysiert. Auch heute befinden wir uns in einer Entwicklungsphase, doch  wir sind längst darüber hinweg zu glauben, dass Tiger, Elefanten und Co. FREUDE daran haben, tagtäglich in einem Zirkuszelt dem Schwinger einer Peitsche zu gehorchen!

Und trotzdem gibt es sie noch!

Und trotzdem stehen die Besucher allabendlich zur Vorstellungszeit in Warteschlangen vor den Kassen!

Warum müssen Tiere vorgezeigt werden, denen man tagtäglich bildlich gesprochen das Genick brechen muss, um sie zu ihrer „Arbeit“ zu zwingen?

Ist es Nervenkitzel? Wann wird der Dompteur (meist der Chef persönlich) von einer schweren, kraftvollen Tatze erwischt?

Ist es Beruhigung? Seht her, unseren/diesen Tieren geht es gut?

Soll es ein Beispiel dafür sein, dass es immer noch Untertanen geben muss, die sich immer noch – wie vor Urzeiten – knechten lassen müssen, weil sie keine andere Möglichkeit finden?

Wann wird jeder Mensch wach, was  die Unterdrückung und das Quälen unserer Mitgeschöpfe anbelangt?

Wohin mit Tiger, Elefant und Kamelen, wenn ein Verbot ausgesprochen werden würde? Es gäbe kaum eine Alternative, außer dem einen Zoos. Auch nicht mal eben so zu erledigen, denn eingesperrte Tiere müssen sich zwangsläufig verstehen. Überlegungen, Einschätzungen zur Integrierung, all das weiß man heutzutage und deshalb würde auf die Schnelle kein Platz gefunden werden.  Aber dort leben diese Tierarten aufgrund der Weiterentwicklung  mittlerweile relativ artgerecht, und müssen sich nicht von einem dominant aufspielenden  Männchen  zu Spaßbacken, Versklavten und minderwertig dumm scheinenden  Kreaturen herunterputzen lassen.

Denn das ist in meinen Augen das Ergebnis: Respektlosigkeit!  Alles ist manipulierbar!

Kindern muss Bildung, Kultur, gesunde Ernährung und Sport zugänglich gemacht werden, speziell denen, die keine finanziellen Möglichkeiten haben. So weit sind wir inzwischen wieder, obwohl das Schnee von vorgestern sein müsste. Ein  Thema  das seit Monaten durch Politikerdebatten schleicht, meist während der Nacht.? Morgens wird solch eine Diskussion ohne Ergebnis beendet und vergessen wird grundsätzlich eines:  Dass der deutsche, fortschrittliche Staat immer noch, wie im 19. Jahrhundert, erlaubt, gleichberechtigten Wildtieren ihren Willen zu brechen. Ein Ort wo Kinder, die einen Weg finden sollen, in dem Moment gezeigt bekommen, wie einfach es scheint mit laut knallender Peitsche und Machtgehabe selbst den naturgemäß und nicht grundlos angsteinflössesten Mitgeschöpfen einen Kopfstand abzuverlangen! Und es würde nicht einmal Geld kosten, es würde kostenlos helfen den jeweiligen Charakter auf den gewollten Weg zu bringen.

Ich zitiere nicht, denn Vervielfältigungen sind aufgrund Copyright ausdrücklich verboten. Ohne schriftliche Zustimmung darf, unter anderem, die tierschutzrechtliche Nutzung nicht verwendet werden.

Uii… klingt sehr gefährlich, wie wenn morgen die beauftragte  Kripo  vor der Tür stehen würde.

Aber aufmerksam und nachdenklich machen darf ich. Das ist mein Recht, denn jeder wilden Katze, die regelmäßig versorgt wird, mag es besser gehen als einem Tiger im Käfig, der zudem mit Macht zu einem scheinbar niedlichen Kätzchen herab gestuft wird.

7 Kommentare zu “Zirkus

  1. Ich gehe grundsätzlich und seit Jugendtagen nicht mehr in den Zirkus. Einfach nur widerlich und kein Mensch braucht heutzutage noch diese Betriebe. Mag sein, dass es einigen Tieren dort gut geht, jedoch kann das nur ein kleiner Teil sein. Weg damit!

  2. Wenn ich daran denke… 😦 Bei uns gastiert Ende März auch ein Zirkus, ich weiß den Namen gar nicht mehr. Aber es ist rund 6 Jahre her, als die Elefantendame Maya beim Zirkus Althoff für Aufsehen sorgte und nach ihrer Rettung leider verstarb. Ich war damals selbst vor Ort und habe die Tiere mit Futterspenden versorgt. Irgendwo habe ich auch noch ein paar schlechte Handyaufnahmen davon und bis heute habe ich das Erlebnis nicht verdaut. 😦
    Du hast Recht, mit dem was Du schreibst und ich verstehe es absolut nicht, dass es sowas wie ein Zirkus in der heutigen Zeit überhaupt noch geben darf!
    Traurige Grüße,
    Nadine

  3. Danke Nadine, für Dein lesen, Kommentar und für den Link. Wenn ich Lobby lese, so verbinde ich mit diesem Begriff viele finanzielle Schandtaten.
    Grundsätzlich mag dieses Verbinden ein Vorurteil sein, aber ich glaube über diesen Stand sind mittlerweile alle hinaus.

    Ist einfach so: Unfassbarkeit, dass Tiere vor aller Augen gequält werden dürfen und offiziell Geld damit gemacht werden DARF! Weil man einen Namen trägt!
    In Deinem Beispiel haben sich viele zusammen gefunden. Das ist ein bemerkenswerter Schritt, aber eben für die jetzigen Tiere zu spät.
    Mal schauen wie es weitergeht, für all die Mayas!

    Liebe Grüße
    Sabine

  4. Ich habe die Hoffnung verloren, dass hier je überhaupt mal richtig durchgegriffen wird. 😦 Zirkus wird es wohl immer geben. Leider. 😦

  5. Zirkus ohne Tiere gibt es!

    1. Geschwister Weisheit – eine Seiltänzerfamilie und Artistendynastie seit 1900, in der mit höchstem Können, mit Poesie und Humor exzellente Artistik vollführt wird.
    2. Chinesischer Nationalcircus – höchste Akrobatenkunst und kein einziges Tier (wenn man von einem gewaltigen Drachen, bestehend aus mehreren Artisten, mal absieht).
    3. Circus Flic Flac – derzeit leider nur auf Zirkusfestivals zu sehen.
    4. Circus Swamp – Akrobaten und Tänzer aus Großbritannien.
    5. Cirque du Soleil – ein international auftretender Zirkus mit Tanz und Akrobatik und höchst phantasievollen Kostümen.
    6. Zirkus Krawalli – eine artistische und clowneske Ein-Mann-Show.

    Mit Pferdedressur, aber ohne Wildtiere arbeitet der Circus Roncalli.

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